Verband
Zur Entstehungsgeschichte
Die Fischerei im Spreewald hat eine lange Tradition, welche untrennbar mit der Besiedlung dieser gewässerreichen Niederung der Spree verbunden ist. Sie ist ein Teil der Volkskultur der hier lebenden Bevölkerung. Früher war die Fischerei essenziell für die Erweiterung des oft kargen Mittagstisches. Heute ist sie in erster Linie die Pflege und Hege der Fischbestände und das Leben einer jahrhundertealten Tradition. Erhalten hat sich die Benutzung der ursprünglichen Fangmethoden und Fanggeräte. So verwenden die Spreewaldfischer immer noch ein- und dreiwandige Stellnetze, Zugnetze und Reusen zum Fang von Weißfisch, Hecht, Schleie, Zander, Aal und Quappe.
Die Fischereirechte im Burger Spreewald lagen vor 100 Jahren bei Staatsdomänenverwaltung des preußischen Staates. Der Pächter der Domäne Peitz erhob von allen Grundeigentümern einen Fischzins, wodurch diese die Möglichkeit zum Fischen hatten, soweit ihre Grundstücke reichten. Um den Fischfang auch grundeigentumslosen Spreewäldern im Raum Burg zu ermöglichen, kauften die drei Burger Gemeinden Burg-Kauper, Burg-Kolonie und Burg-Dorf die Fischereirechte von der Staatsdomänenverwaltung des preußischen Staates. Für 1500 RM gingen die Fischereirechte in der Spree und ihren Nebenarmen innerhalb der Burger Gemeindegrenzen im April 1927 an die Burger Gemeinden über.
Nach dem 2. Weltkrieg bildeten sich Fischergemeinschaften in Burg-Kauper und weiteren Orten. Auf Anregung der Fischereiaufsichtsbehörde kam es am 23. März 1952 in der Kolonieschänke Burg zur Gründung der „Fischereigemeinschaft Burg und Umgebung“, welche die Fischer des gesamten Burger Spreewaldes zusammenfasste und den Vorläufer der heutigen Fischereigemeinschaft bildet. Bereits damals war die Pflege und Erhaltung des alten sorbischen Kulturerbes auf dem Gebiet der Spreewaldfischerei in der Satzung verankert. Auch die enge Verbindung mit der Domowina begann in dieser Zeit.
Der Gründungsvorsitzende der Fischereigemeinschaft war Wilhelm Bähro, der das Ehrenamt 35 Jahre innehatte. Ihm folgte von 1987 bis 1996 Heinz Troppa. In seine Amtszeit fällt die Vereinsgründung der „Gemeinschaft wendisch/sorbischer Spreewaldfischer Burg und Umgebung e.V.“ am 30.11.1991. Die Fischereigemeinschaft umfasst seither 17 Fischergruppen mit ca. 160 Mitgliedern in den Landkreisen Spree/Neiße, Dahme/Spreewald, Oberspreewald/Lausitz und der Stadt Cottbus. Die vorhandenen Fischereirechte werden von der Gemeinschaft gepachtet, das dadurch entstehende zusammenhänge Gebiet wird gemeinschaftlich fischereilich genutzt. Das bestehende Küchenfischereirecht untersagt den Verkauf und Handel mit den gefangenen Fischen, der Verein verfolgt gemeinnützige Zwecke.
Nach Heinrich Harting, der die Gemeinschaft nach 1997 vertrat, stand Siegmund Lehmann dem Verein von 2011 bis 2024 vor. Derzeitiger Vorsitzender des Vorstandes ist seit 2024 Alexander Wach.
Jährliche Besatzmaßnahmen gehören wie die Begleitung von gewässerbaulichen Maßnahmen und Naturschutzprojekten zu den wichtigen Aufgaben der Gemeinschaft. Das traditionelle Herstellen von Fanggeräten, wie das Stricken von Netzen, der Bau von Reusen und Keschern wird aktiv praktiziert, gepflegt und gelebt.
Wasser und Fischen
Grundlage für die Ausübung der Fischerei im Spreewald bildet von jeher der Abfluss der Hauptvorfluter Spree und Malxe in ausreichender Qualität und Menge. Zustände die variieren können, wie die Geschichte lehrt.
Noch in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts führte das natürliche Abflussverhalten zu wechselnden Extremsituationen. Wenn Hochwasser den Spreewald über Wochen Landunter setzte, wurde selbst auf den Wiesen gefischt, die gleichwohl auftretenden Niedrigwasser-Situationen zwangen zum Fischen in den verbliebenden Kolken der Fließe mit Körben oder gar mit der Hand.
Abflussoptimierenden Begradigungen zur Hochwasserableitung mussten umgehend Staugürtel folgen, um bei Niedrigwasser noch Wasser unter den Kähnen zu haben. Der Spreewald wurde im letzten Jahrhundert umfänglich angepasst und maßgeblich verändert.
Mit der energiepolitischen Forcierung der Braunkohleverstromung in der DDR, lag der Spreewald unmittelbar am Energiezentrum Ostdeutschlands und hatte wasserwirtschaftliche Aufgaben zu erfüllen.
Er musste Wasser zuführen, damit die Großkraftwerke Lübbenau und Vetschau laufen konnten. Um natürlichen Schwankungen zu begegnen, wurde bei Spremberg eine Talsperre zur Niedrigwasseraufhöhung gebaut. Die Fließe mussten überhöhte Abflüsse ableiten, wurden dafür stetig ausgebaut und ausgebaggert.
Der Abfluss des Spreewaldes vergleichmäßigte sich, Niedrigwasser gab es nun nicht mehr, auch einige Fische, wie die Quappe, der Brotfisch des Spreewaldes verschwanden während dieser Zeit, weil durch die Einleitungen die Wasserqualität sank.
Das änderte sich nach 1990, es herrschten wieder zunehmend klare Wasserverhältnisse, die Quappen wurde wieder heimisch. Wassereinleitungen aus noch produzierenden Tagebauen und Kraftwerken im Oberlauf blieben und maskierten Niedrigwasser-Situationen. Ein sorgloser Zustand, gerade, wenn Zusammenhänge unbekannt sind.
Mit dem festgelegten Ausstieg aus der Braunkohle tritt die künstliche Wasserversorgung des Spreewaldes als scheinbar gordischer Knoten in das Bewusstsein vieler Gewässernutzer. Der Tropf an dem der Spreewald seit Jahrzenten hängt, wird absehbar abgeklemmt.
Für die Spreewälder und die Fischer unter ihnen, bleibt abzuwarten, wie sich dieser Einschnitt vollziehen wird. Wir erwarten, dass aus den bekannten Zusammenhängen die richtigen Schlüsse gezogen werden und die verbleibende Zeit effizient genutzt wird.
Wir hoffen, dass die maßgeblichen Stellen den Mut, die Energie und das Personal haben, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Der vorliegende Wissensstand und die rasche Entwicklung zwingen zum durchdachten Handeln und fordern vorausschauende Entscheidungen.
Mit der fortwährend bestehenden Abhängigkeit vom Wasser der Spree, wird die Gemeinschaft wendisch/sorbischer Spreewaldfischer Burg Umgebung e.V. diesen Weg aktiv mit begleiten.
Alexander Wach
1. Vorsitzender